Wir sind yabancı
(gesprochen: japannchie)
Du kannst
hier leben, arbeiten oder auch nur als Tourist durch die Stadt gehen, dich als
Türke verkleiden oder verschleiern, es wird dir nichts nützen, denn sie werden
Dich erkennen,- du bist und bleibst ein yabancı. Laut Wörterbuch
steht das Wort für Fremder oder Ausländer. Es bedeutet aber sehr viel mehr. An
einigen Häusern kann man lesen, dass der Zutritt für yabancıs verboten ist.
Das ist aber mehr im Sinne von Fremder gemeint und nicht zu verwechseln mit „Ausländer
raus“.
Spricht dich
versehentlich ein Türke an, fragt nach dem Weg oder bittet um Hilfe, dann
kannst du dir mit der Auskunft, ich bin ein yabancı, weitere Nachfragen ersparen. Du
erntest ein müdes Lächeln und der Türke fragt sich, warum er das nicht gleich
gesehen hat. Wie man erkannt wird, das ist ein großes Mysterium. Viel verraten
die Augen, aber auch die Art der Kleidung und die Bewegung, die Körperhaltung.
Auf dem großen Basar ist der yabancı gern gesehen. Hier wird immer ein
Geschäft gewittert und mit nahezu 100prozentiger Sicherheit wird man in der
richtigen Sprache angesprochen. Natürlich bekommt man den ultimativen
Superpreis versprochen, wissend dass die yabancıs keine Ahnung vom
Handeln haben, kann man als Händler fast immer das Doppelte verdienen. Uns
kommt der Preis aber immer noch als Schnäppchen vor und außerdem sollte man das
auch als eine Art sozialen Ausgleich sehen. Wir haben gute Erfahrungen gemacht,
wenn wir Zeit zum Einkaufen mitbringen, erst lange Unterhaltungen führen, die Einladung
zum Tee annehmen und versuchen das Spiel vom Handeln mitzuspielen. Das ist aber
wirklich schwierig und man muss aufpassen, dass der Verkäufer immer sein
Gesicht bewahren kann, man sollte es also auch nicht auf die Spitze treiben.
Die besten Geschäfte macht man sowieso mehr zufällig. So kommt es, dass etwas,
was 2000 Lira (ca. 1000 Euro) kostet, nach den Verhandlungen nur noch 1000 Lira
kostet und wenn man dann noch durchblicken lässt, dass man Lehrer ist, kann es
durchaus passieren, dass man am Ende nur noch 500 Lira zahlt. (In Deutschland
würde ich diesen Trick nie versuchen.)
Im
staatlichen Laden sind die Preise fest und man kann sich gut über das
Preisniveau informieren. An der Kasse
wird dann immer nach dem Namen gefragt und auf der Rechnung vermerkt. Da haben
wir schon tolle Dinge gelesen. Sven ist sowieso schwierig und wird kaum
verstanden. Da steht dann Sfen, Sten, Sen oder
coolerweise einfach yabancı.
Bei starbucks hab ich mich sicherheitshalber als
Andrea vorgestellt. Jetzt rufen mich dort alle schon von weitem mit Andrea. Das
geht in der Regel immer gut, wird nur verwirrend, wenn Andrea dabei ist.
Wenn du ein
Handy hast, dann ist das als yabancı auch mit einigen Schwierigkeiten
verbunden. Wenn du länger als 14 Tage im Land bist, dann wird dein Handy abgeschalten, auch wenn du eine türkische Simkarte benutzt. Man muss sein Handy registrieren lassen
und ich wette, dass es eine große Landkarte gibt, wo man sehen kann, wo sich
jeder yabancı
bewegt. Vor kurzem hab ich ein neues Handy aus Deutschland mitgebracht und wollte es registrieren.
Zuerst sollte ich eine neue Simkarte kaufen, dann
sollte ich in 2 Stunden wiederkommen, weil das Registrieren erst in 2 Stunden
funktionieren würde. Verstehen konnte man das nicht, aber was soll es.
Natürlich muss man dabei auch alle Unterlagen, wie Pass und Arbeitserlaubnis
vorlegen. Nach den 2 Stunden, wurden dann meine ganzen Daten in einen Computer
gehämmert, was allerdings umsonst war, denn dabei kam heraus, dass man als yabancı, innerhalb von 3 Jahren nur einmal
ein Handy registrieren lassen darf und das hatte ich bereits verwirkt. Ich
könnte aber gerne mit dem Pass meiner Schwester oder meines Bruders
wiederkommen und dann ginge vielleicht was zu drehen. Na, da verzichte ich
jetzt wohl lieber auf das Handy.
Zusammenfassend
kann man sagen, dass es durchaus ein großes Glück ist, in Istanbul ein yabancı
zu sein.