Unser Osterausflug an die Westküste der Türkei

Am Karfreitag ging es los. Wir hatten uns zusammen mit  Freunden aus unserer Schule, Romy und Delf, ein Auto gemietet und für 3 Abende jeweils ein anderes Hotel für eine Rundreise um das Marmarameer gebucht. Der Service war bestens, das Auto wurde direkt vor unsere Haustür gebracht und nur 30 Minuten zu spät, was für türkische Verhältnisse fast vorfristig ist. Der weiße Ford Fiesta war fast etwas klein für uns vier aber wir sind alle noch Trabbi gewöhnt und so war es eher gemütlich.

Zuerst haben wir unsere Freunde abgeholt und dann ging es auf die Autobahn Richtung Westen. Das Fahren war erst ungewohnt, da wir sonst nie selbst fahren, aber das ist wohl wie mit dem Schwimmen, man verlernt es nie. Gleich nach einigen Metern kam vom Laster vor uns eine leere Holzkiste gefallen. Bis auf den Schreck ist zumindest uns nichts passiert. Vermutlich ist das auch so eine türkische Methode zum Entsorgen leerer Kisten, denn im Straßengraben lagen noch mehr.

Nach Tekirdağ entschieden wir uns, das heißt ich hatte vorgeschlagen (damit man weiß, warum ich am Ende der krumme Hund war), für die touristisch interessante Straße am Meer. Es ging durch Hafenviertel und Straßen, die mit der Stangengrüner Straße vergleichbar ist, vorbei an streunenden Hunden in eine hügelige Küstenlandschaft. Die Wege wurden immer schmäler und an einer Art Pförtnerhaus aus dem uns ein Mann wild gestikulierend zujubelte, hörte der befestigte Weg auf und die Abenteuerstrecke begann.

Landschaftlich war die Gegend einfach traumhaft. Berge, Schluchten, Meer und üppige Vegetation. Der Weg war aber wegen des am Vortag heftigen Regens in eine klebrige Lehmpiste verwandelt worden. Ab und zu fehlte auch mal die Hälfte vom Weg oder war von einem Erdrutsch verschüttet. Die anderen Insassen wurden verdächtig ruhig, ich versuchte optimistische Parolen auszugeben, um die anderen bei Laune zu halten .Als der Lehm dann 10 cm hoch wurde, musste kommen was kommen musste, - wir hingen fest. Gott sei Dank waren wir wenigstens noch auf der Straße.
Ich stieg aus, um die Lage zu erkunden. Sie war hoffnungslos. Der weiße Ford war nun braun. Also blieb uns nichts anderes übrig als den Rückweg zu versuchen, was wir dann auch glücklich schafften. Der Mann im Pförtnerhaus griente uns freundlich an und wir wussten nun auch, was das freundliche Winken von vorhin bedeutete. Auf der Autobahn kamen wir dann schnell voran und am späten Mittag erreichten wir die Fähre nach Canakkale und wir überquerten die Dardanellen nach Asien mit der Autofähre.

Canakkale ist eine hübsche Stadt. An der Hafenpromenade kann man in den vielen Restaurants sitzen oder einfach nur flanieren. Hier findet man auch eine Art Nachbau des Trojanischen Pferdes. Berühmt ist der Ort aber wegen der großen Schlacht im 1. Weltkrieg, als die Alliierten hier eine bittere Niederlage einstecken mussten. Wir besichtigten das Museum und genossen das schöne Wetter. Bei einem Gemüsehändler kauften wir uns so kleine grüne pelzige Früchte, die der uns noch mit Salz bestreute.

Ich dachte natürlich sofort an Hundehoden. Vom Geschmack her kam das auch locker hin. Da wir aber einen Biolehrer mit hatten wurden die Dinger schnell als grüne Mandeln identifiziert. Was mich betrifft, muss man nicht mögen. Nach ein paar Kilometern kamen wir dann in unserem ersten Hotel, dem Hotel Tuzan in einem wunderschönen Pinienwald, direkt am Meer an. Ganz überrascht waren wir, als wir überall hoppelnde Osterhasen entdeckten.

Das Hotel war richtig prima mit Pool, Strand, schönen Zimmern mit Terrasse und einem sehr guten Restaurant. Das Essen kam zur Auswahl erst roh an den Tisch und dann konnten wir wählen, was der Matre in die Pfanne hauen soll. Wir können nur bestätigen, alles ganz lecker.

Am Ostersamstag ging es nach einem ausgiebigen Frühstück weiter nach Troja. Hier hat unser Schliemann ganze Arbeit geleistet. Leider auch viele Dinge zerstört. Seine Schatzsuche hat er ohne Rücksicht durchgeführt. Glücklicherweise sind es vor allem deutsche Firmen, die heute die Ausgrabungsstätte finanziell unterstützen. Die Touristen werden hier in Bussen hergekarrt. Man sollte die Vormittagszeit für einen Besuch nutzen. Ganz in der Nähe fanden wir auch eine Tankstelle, die den braunen Lehm vom Wagen kärcherte.

Links ist ein typisches Haus, das man oft am Straßenrand sieht. Unten lebt man schon drin, oben ist es noch nicht fertig. Wenn das Geld für 10 Ziegel wieder da ist, geht es weiter.

Nach Troja fuhren wir Richtung Assos. Die Ruinen befinden sich auf einem Berg und man hat von dort einen tollen Blick auf den Golf von Edremit und die griechische Insel Lesbos.

Auf der Weiterfahrt hab ich mir nasse Hosen geholt. Auch Ende März ist das Meer angenehm. Kilometerlang fuhren wir an Olivenhainen entlang. Natürlich waren wir auch im Olivenmuseum, haben Oliven gekostet und gekauft. Vor einem Jahr hab ich die Dinger noch nicht gegessen, heute esse ich sie zum Frühstück und sie bekommen einem köstlich.

Bei einem Simit-Händler haben wir uns gut unterhalten und uns gesättigt.

 

Der Sonntag gehörte dann Bergama. Das Hotel ist hier eher nicht zu empfehlen. Der Charme eines FDGB-Ferienheimes aus den 70-iger Jahren lies es nicht wirklich schön werden. In der Stadt herrschte unheimlich Smog, ich dachte sofort an Aue im Winter 56. Schön war aber der Hügel mit dem Pergamonmuseum, dem großen Theater und der roten Halle aus der Römerzeit. Das ist hier ja wirklich alt, richtig alt.

Am Abend sind wir dann in Bursa, der letzten Station unserer Reise angekommen. Bursa ist eine sehr moderne Stadt und die Menschen sind noch freundlicher als in Istanbul. Man sieht auch nicht so viele Kopftücher. Bursa ist aber die Stadt der Seidentücher und des Iskenders, eines leckeren Brotes mit Hack, Gemüse und Yogurth, das man in der ganzen Türkei in Imbissen bekommt. Das Hotel war spitzenmäßig. Nie hab ich so eine gute Verpflegung erlebt. Highlight war das Marmorbad, das Haman, in dem wir am Abend entspannt haben. Die Quellen haben eine Temperatur von 47 °C und nach spätestens 10 Minuten sind die Eier hart.
    Mit der Fähre von Yalova ging es zurück nach Istanbul. Insgesamt eine sehr gelungene Reise, die man locker in 4 Tagen schaffen kann.