Der Barbier von Istanbul oder le FIGARO

Ich war beim Berber. Das hat sich doch gelohnt,  oder?

Es gibt hier die strenge Trennung zwischen den Berbern (Herrenfriseuren) und den Damenfriseuren (Cofeur). Mein bisheriges Hairstyling-Center zu Hause hatte mich schon gewarnt vor den Feuerspielen der hiesigen Friseurinnung. Also ging ich mit gemischten Gefühlen los, um mir einen Berber zu suchen. Der Berber Osman an unserer Schule rasiert auf Veranlassung unsere unrasierten Schüler, für die das sicher eine Strafe ist. Das wollte ich mir nun nicht antun, deshalb wählte ich einen "international Berber" in der Nähe unserer Wohnung, von dem man zumindest außen nicht erkennen kann, was drinnen abgeht.

Schon vor dem Laden lauerte ein Figaro auf potentielle Kundschaft. Alle Angestellte trugen weiße Hemden und ihre Brustbehaarung offen, nur der Chef hatte ein rotes Hemd an und sah aus wie Udo Walz vor 25 Jahren. Schnell war ich als Ausländer identifiziert, höflich empfangen und mir wurde ein Angestellter zugewiesen. Ich nahm Platz und das Spektakel begann. Zunächst bekam ich Kaffee oder Tee angeboten, was ich gerne annahm. Ein weiterer Angestellter fragte mich, welchen Fernsehkanal ich denn gerne schauen würde und schon bald lief auf dem Flachbildschirm vor mir Re Te El (hier gibt es nicht er oder ef sondern re und fe). Auf meinen Schoß bekam ich ein Handtuch gelegt, was mich etwas nachdenklich machte aber es kam auch ein Handtuch um meinen Hals, zuvor musste ich Schlips und Hemdkragen nach innen schlagen (Ich trag hier so was wirklich.). Dann ging das Waschen los und dabei wird wirklich alles gewaschen, Gesicht, Ohren innen und außen, Nase innen und außen und die Haare auf dem Kopf natürlich auch. Ich war nahe am Ertrinken aber Feuerehrmänner kennen keinen Schmerz. Das Trocknen mit dem Handtuch ging flott und kräftig von statten. Ein zweiter Friseur reinigt die Ohren und Nase mit Watte. Ich hab nicht hingeguckt. Nach dem Trocknen wurde die Maschine angeschmissen, vermutlich war es ein Zweitakter. Schnell fielen die Haare. Dabei wurde sehr sorgfältig gearbeitet. Mit der Schere kam dann der Feinschnitt, wobei der Maestro immer ein paar Schritte zur Seite ging um mit einem kritischen Blick sein Werk zu begutachten. Jedenfalls wurden Haare entfernt, von denen ich gar nichts wusste. Zum Abschluss gab es noch eine Kopfwäsche, Diesmal durfte ein anderer ran aber auch bei ihm nahm ich Tauchunterricht. Das nächste mal bitte ich ihn die Zeit zu stoppen, damit ich weiß wie lange ich die Luft anhalten kann. Der Watte-Mann hat dann nicht mehr viel Schmalz gefunden. Die Haare, zumindest was übrig war, wurden gefönt und es kam feines türkisches Parfüm auf den Kopf. Der Maestro begann mit seinen Händen auf meinen Kopf einzuschlagen um die Durchblutung zu fördern. Es war so eine Art Applaudieren, nur das mein Kopf dazwischen war. Inzwischen ist die Rötung auch abgeklungen. Jedenfalls war es sehr erfrischend. Auf die am Ende angebotene Rückenmassage hab ich dann verzichtet, vielleicht beim nächsten Besuch.

Insgesamt war das ganze eine gelungene Veranstaltung und vielleicht hat meine Hairstylistin in Kirchberg noch einige Anregungen bekommen.

Als nächstes will ich zum Zahnarzt. Das wird sicher auch lustig. Bis bald an dieser Stelle.